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Lepra, auch als Hansen-Krankheit bekannt, gehört zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten. Schlechte hygienische Verhältnisse, verschmutzes Wasser und schlechte Ernährung begünstigen eine Ansteckung. Jedes Jahr erkranken laut WHO-Statistik immer noch hundertausende Menschen neu an dieser «biblischen Krankheit». 2022 waren es 174’087 registrierte Fälle. Die Dunkelziffer ist jedoch weitaus höher – wir rechnen mit 200’000 und mehr jährlich.
Weltweit leben schätzungsweise vier bis sechs Millionen Menschen mit den Folgen der Krankheit, die von körperlichen Behinderungen bis hin zu psychischen Problemen, Armut und Diskriminierung reichen.
Lepra ist eine Infektionskrankheit. Der Erreger befällt die Haut und das Nervensystem und zerstört es. Das Lepra-Bakterium (Mycobacterium leprae) wurde schon 1873 von dem norwegischen Arzt Gerhard Hansen entdeckt. Es gelang bis heute nicht den Erreger auf Kulturböden zu züchten und einen Impfstoff gegen Lepra zu entwickeln. Die Inkubationszeit beträgt im Schnitt fünf Jahre, kann aber auch bis zu 20 Jahre dauern. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt Lepra zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten.
Die Übertragung ist noch nicht vollständig geklärt. Die Erforschung läuft. Die WHO hat Lepra als Tröpfcheninfektion definiert. Ähnlich wie bei einer Grippe wird die Infektion aus der Mund- und Nasenschleimhaut übertragen. Doch der Kontakt zu einer kranken Person muss eng und längerfristig sein – eine Berührung alleine genügt nicht.
Armutsbedingte Umstände, wie enges Zusammenwohnen, mangelnde Hygiene und schlechte Ernährung erleichtern die Übertragung.
Leider werden Leprabetroffene immer noch ausgegrenzt und in manchen Ländern sogar gesetzlich diskriminiert. Zum Beispiel aus religiösen Gründen (Strafe Gottes / der Götter). Auch die Angst vor einer Krankheit, die Betroffene so grausam entstellen kann, ist gross. Darum verheimlichen die Menschen ihre Infektion. Mit schwerwiegenden Folgen: keine oder zu späte Behandlungen führen zu lebenslänglichen Behinderungen. Und Menschen im Umfeld stecken sich an.
Vielerorts fehlt aber auch der Zugang zu einer funktionierenden Gesundheitsversorgung. Oder es fehlt beim medizinischen Fachpersonal das Wissen über Lepra. Dabei ist die rechtzeitige Behandlung wichtig, damit die Übertragung von Lepra und Behinderungen gestoppt werden. Aufklärungsarbeit, aktive Fallsuche in entlegenen Regionen und die Ausbildung von Gesundheitspersonal sind deshalb zentral.
Ja, seit 1982. Lepra ist mit der Antibiotikatherapie (MDT) heilbar – einer Kombination von drei Antibiotika (Rifampicin, Dapson und Clofazimin). Die Behandlung ist hochwirksam und tötet den Leprabazillus (M. leprae) ab. 72 Stunden nach der Einnahme der Antibiotika sind Patienten nicht mehr ansteckend.
Leichte Fälle von Lepra können innerhalb von sechs Monaten, schwere Fälle innert zwei Jahren geheilt werden. Je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto besser für die Betroffenen. Man sieht ihnen nach der Heilung Lepra nicht mehr an und sie leiden weniger unter dem Stigma.
Seit 1982 sind über 15 Millionen Menschen von Lepra geheilt worden!
Lepra ist eine schwer übertragbare Krankheit. Nur bei einem längeren direkten Kontakt mit einer erkrankten Person kann man sich anstecken. Und mehr als 95% der Menschen besitzen eine natürliche Resistenz. Kann ich mich anstecken? Nein. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass man sich zum Beispiel während einer Ferienreise mit der Krankheit ansteckt. Auch ein Besuch bei Patienten in einem Lepra-Spital führt zu keiner Ansteckung. Bereits nach 72 Stunden der Einnahme der Antibiotikatherapie ist ein Leprapatient nicht mehr ansteckend.
Schlechte Hygienebedingungen, beengte Wohnverhältnisse, unsauberes Trinkwasser, andauernder Stress. All dies schwächt das Immunsystem und begünstigt die Ansteckung mit Lepra. Darum ist Lepra eine Armutskrankheit, die vorallem in Ländern des Globalen Südens auftritt. Im Mittelalter war Lepra auch in Europa ein grosses Problem. Mit der Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen verschwand diese Armutskrankheit.
Lepra weist eine ganze Bandbreite von Krankheitsmerkmalen aus je nach dem wie das Immunsystem der Betroffenen auf das Leprabakterium reagiert.
Vereinfacht gesagt gibt es zwei Formen der Lepra:
Die Übertragung ist noch nicht vollständig geklärt. Die Erforschung läuft. Die WHO hat Lepra als Tröpfcheninfektion definiert. Ähnlich wie bei einer Grippe wird die Infektion aus der Mund- und Nasenschleimhaut übertragen. Doch der Kontakt zu einer kranken Person muss eng und längerfristig sein – eine Berührung alleine genügt nicht.
Armutsbedingte Umstände, wie enges Zusammenwohnen, mangelnde Hygiene und schlechte Ernährung erleichtern die Übertragung.
Derzeit gibt es keinen Lepra-Impfstoff, der einen vollständigen Schutz bietet. Aktuell wird in den USA dazu geforscht. Die Lepra-Mission wird sich an klinischen Versuchen beteiligen, um seine Wirksamkeit zu testen.
Vorbeugende Massnahmen: Prophylaxe und Kontaktverfolgung
Besonders gefährdete Menschen erhalten eine Einzeldosis Antibiotika zur Vorbeugung. Das können Personen im gleichen Haushalt, Nachbarn, Freunde oder Einzelpersonen sein. Sie zeigen noch keine Symptome, könnten aber irgendwann doch welche entwickeln. Erste Resultate zeigen: 57 Prozent der Neuansteckungen lassen sich so verhindern. Ein wirksames Contact-Tracing kombiniert mit der Prophylaxe soll die jährlichen Fallzahlen von bis zu 200’000 Erkrankten weiter senken. Dieses Vorgehen ist nun Teil der Strategie der Weltgesundheitsorganisation WHO und ein entscheidender Schritt im Kampf gegen Lepra.
Seit 2017 empfiehlt die WHO diese sogenannte Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) unter Berücksichtigung festgelegter Kriterien. Aktuell laufen weitere Feldstudien mit Kombinationen von weiteren Antibiotika, um eine Ansteckung weiter zu reduzieren.
Die Lepra-Mission ist Teil der internationalen Lepra-Forschungs-Initiative (Leprosyresearch.org). Gemeinsam mit anderen Organisationen wird die Lepra-Forschung gebündelt und prioritisiert, Ergebnisse ausgetauscht. Mehr zu unserer Forschung (in Englisch) »
Lepra führt nicht zum Abfallen von Körperteilen, auch wenn einigen Leprakranken Finger, Zehen oder Gliedmassen fehlen. Der Verlust von Körperteilen ist auf eine Infektion bei Verletzungen zurückzuführen, die durch mangelndes Gefühl in Händen und Füssen verursacht werden. Die Betroffenen erkennen oft nicht, wie schlimm eine Verletzung ist, weil sie keinen Schmerz empfinden. Daraus entstehen Entzüdungen. Manchmal müssen Gliedmassen, Finger oder Zehen amputiert werden, um eine ernsthafte Infektion zu verhindern. Die geschädigten Nerven an den Händen oder Füssen, führen zu einer verminderten Nutzung der Muskeln und auch zu einer Verkürzung der Finger (Klauenhand) und Zehen.
Bei sozialen Folgen: Sobald sichtbare Anzeichen der Krankheit auftauchen, laufen diese Menschen Gefahr, von ihrer Umgebung zurückgewiesen zu werden – sogar von der eigenen Familie. Was dann folgt, ist meist der Verlust der Arbeit und ihrer Würde. Darum brauchen Betroffene eine ganzheitliche Unterstützung. Die Integration zurück in ihre Familie und in die Gesellschaft sind zentral. Um dieses Ziel zu erreichen, hilft die Lepra-Mission durch Aufklärung, Fürsprache und Prävention. Damit Betroffene wieder arbeiten können, vermitteln wir Mikrokredite, Berufsausbildungen, organisieren Selbsthilfegruppen und Kooperativen.
Bei körperlichen Folgen wie Behinderungen: Wir setzen auf medizinische Rehabilitation wie Operationen von leprageschädigten Körperteile, Physio- und Ergotherapie, orthopädische Schuhe, Prothesen und Anleitung in der Selbstpflege. Geschädigte Nerven können allerdings nicht mehr behoben werden.
Der Schlüssel zum Sieg über Lepra liegt darin, alle Leprafälle zu finden, zu diagnostizieren und zu behandeln. Die Antibiotikatherapie gegen Lepra ist kostenlos und wirksam. Jeder, der Symptome von Lepra hat, sollte mit einer medizinischen Fachperson sprechen und sich behandeln lassen. Eine frühzeitige Behandlung verhindert die Entwicklung von leprabedingten Behinderungen und stoppt die Ausbreitung. Nach 72 Stunden Behandlung mit der Antibiotikatherapie (MDT) sind Patienten nicht mehr infektiös.
Wir glauben, dass wir die Übertragung von Lepra bis 2035 beenden können, wenn wir alle Leprafälle finden und behandeln.
Schätzungsweise zwei bis vier Millionen Menschen leben mit leprabedingten Behinderungen. Jedes Jahr erkranken rund 200’000 Menschen neu an Lepra. Das sind 30 Menschen jede Stunde! Alle 20 Minuten wird ein Kind mit Lepra diagnostiziert.
Die Lepra-Mission unterstützt Projekte in 31 Ländern und erreicht rund 450 Millionen Menschen in Armut.
Vor allem in den armen Ländern des Südens ist die Krankheit immer noch ein grosses Problem. Am schlimmsten betroffen ist Indien mit über 50% aller Leprakranken. Klicken Sie hier, um eine Karte mit der weltweiten Ausbreitung der Lepra zu sehen.
In der Schweiz verschwand Lepra im 18. Jahrhundert, trat aber im frühen 20. Jahrhundert nochmals kurz im Wallis auf.
Der letzte registrierte Schweizer Leprakranke vor hundert Jahren im Wallis. Einzelne Fälle werden in Europe durch die Zuwanderung entdeckt, aber bisher gab es kaum Fälle in der Schweiz.
Lepra ist eine der ältesten bekannten Krankheiten und wird schon in den frühesten Schriften erwähnt – zum Beispiel in der Bibel, im alten und neuen Testament. 600 Jahre vor Christus wird sie unter dem Namen «Kushta» in einer indischen medizinischen Abhandlung beschrieben.
Nein. Wir helfen ungeachtet der religiösen und politischen Überzeugung, der sozialen Stellung oder ethnischen Zugehörigkeit der Betroffenen. Lepra macht keinen Unterschied, welcher Religion die Betroffenen angehören, darum tun wir das auch nicht.
Wir arbeiten mit Menschen und Organisationen aller Religionen zusammen.
In unseren Projektländern gehören Kirchen, Moscheen sowie andere religiöse und nichtreligiöse Organisationen zu unseren lokalen Partnern.
Viele Menschen, die von Lepra wissen, kennen biblischen Geschichten, die sich auf Lepra (Aussatz) beziehen. Diese Geschichten stehen im Alten Testament und in den Evangelien – wo Jesus mehrere Aussätzige angetroffen und geheilt hat.
Lepra wurde bei Tieren an verschiedenen Orten der Welt festgestellt. Auf dem amerikanischen Kontinent wurde Lepra bei neun Bändergürteltieren gefunden und durch infizierte Gürteltiere auf den Menschen übertragen. Aus dem Vereinigten Königreich ist bekannt, dass die Population der roten Eichhörnchen an Lepra erkrankte, aber es gab keinen Fall einer Übertragung vom Eichhörnchen auf den Menschen. Schließlich veröffentlichten Forscher Ende 2021 Hinweise auf Lepra bei wild lebenden Schimpansen in Guinea-Bissau und der Elfenbeinküste.
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