Hoffnung unter schweren Wolken

Ein Jahr nach dem Erdrutsch: Anandaban-Spital in Nepal vor der Monsun-Zeit

Die Monsun-Zeit stellt das Anandaban-Spital erneut auf die Probe – und mit ihm seine Patienten. Sie werden nun vorübergehend an sicherere Orte verlegt, um ihre Versorgung zu gewährleisten.

Nachdem im letzten Jahr, am 28. September 2024, das Kathmandu-Tal und namentlich auch unser Anandaban-Spital von schweren Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht worden war, werden die Patienten nun für die Monsun-Zeit an andere Orte verlegt: Während weiterhin Massnahmen zur Sicherung des Krankenhausgeländes durchgeführt werden, lag der Fokus in den vergangenen Wochen zunehmend auf den Vorbereitungen für die bevorstehende Monsunzeit.

Derzeit befinden sich noch 88 Patienten auf dem Gelände des Anandaban-Spitals. Die Patienten werden nun in das Gebäude der Landesgeschäftsstelle beziehungsweise in die Patan-Klinik verlegt.

Die Geschäftsstelle wiederum ist in ein anderes Gebäude umgezogen, sodass das gesamte Gebäude nun zur Unterbringung und Versorgung der Patienten während der Monsunzeit genutzt werden kann.

Für Monsun-Zeit nach Hause geschickt

Eine kleine Klinik bleibt im Anandaban-Spital bestehen und wird je nach Bedarf betrieben; die Sicherheit der Patienten hat dabei höchste Priorität. Viele Patienten ohne schwere medizinische Reaktionen oder Geschwüre werden vorübergehend für die Monsun-Zeit nach Hause entlassen.

Das Leitungsteam prüft zudem Partnerschaften mit gleichgesinnten Organisationen, um besonders hilfsbedürftige Patienten anderweitig unterzubringen.

Dabei erlebte die Lepra-Mission eine gewisse Stigmatisierung. Zwar nicht bei der Patan-Klinik – diese gehört der Lepra-Mission, aber bei der Suche nach einem neuen Standort für die Geschäftsstelle. Mehrfach wurde die Anmietung verweigert, mit Verweis auf die Arbeit als Lepra-Organisation.

Monsun als grösste Herausforderung

Die Monsunzeit stellt zweifellos die grösste Herausforderung in den kommenden Monaten dar. Das Gebäude der Patan-Klinik, obwohl im Besitz der Lepra-Mission Nepal, ist deutlich kleiner als die umfassende Infrastruktur des Anandaban Spitals.

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Dies wird sich auf die Qualität der Versorgung auswirken, die den von Lepra betroffenen Menschen geboten werden kann. Vor Ort wird alles darangesetzt, das gewohnte Versorgungsniveau zu halten, doch die logistischen Herausforderungen sind beträchtlich. Hinzu kommt die Sorge vor weiteren Schäden, die durch die Monsunregen entstehen könnten. Das einheimische Team hofft und betet, dass das Krankenhaus diese Zeit unversehrt übersteht.

Möglichkeiten werden ausgelotet

Seit dem Erdrutsch liegt der Fokus auf der Schadensbegrenzung und den Vorbereitungen für den diesjährigen Monsun. In den letzten sechs Monaten wurden ausserdem umfassende geologische Untersuchungen rund um das Krankenhaus durchgeführt, um die aktuelle Situation zu bewerten und Möglichkeiten für einen Wiederaufbau – sei es mit bestehender oder neuer Infrastruktur – auszuloten.

Viele Pläne durchkreuzt

Die Erdrutsche 2024 haben viele Pläne durchkreuzt. Zum Jahresbeginn 2024 führte die Lepra-Mission vielversprechende Gespräche über die nächste Phase des Anandaban Spitals: Die Neugestaltung der Arbeitsabläufe in der Trainings- und Technikeinheit, die Weiterentwicklung der Selbstpflegeeinheit und der Bau modernster Forschungslabore für Mykobakterien.

Doch das Jahr nahm einen anderen Verlauf, und viele dieser Pläne blieben unerfüllt. Umso dankbarer ist das einheimische Team vor Ort für die Unterstützung, Partnerschaft und Verbundenheit mit der Lepra-Mission Schweiz und weltweit. Der Weg, der vor dem einheimischen Team liegt, ist lang – sei es ein Wiederaufbau oder eine Standortverlagerung, beides wird enorme Ressourcen erfordern.

Das Anandaban-Spital trägt dazu bei, die Verbreitung der Krankheit Lepra hier und heute zu verringern.