Klimawandel und Lepra

Eine doppelte gesundheitliche und soziale Herausforderung

Der Klimawandel wird häufig als Umweltbedrohung wahrgenommen, hat jedoch auch tiefgreifende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit – insbesondere auf die Übertragung von Infektionskrankheiten wie Lepra. Obwohl Lepra in erster Linie mit sozioökonomischen Faktoren in Verbindung gebracht wird, verschärfen die indirekten Folgen des Klimawandels die Bedingungen, die ihre Ausbreitung begünstigen.

Der Zusammenhang ist indirekt, aber bedeutsam: Lepra, die durch das Bakterium «Mycobacterium leprae» verursacht wird, wird hauptsächlich durch längeren Kontakt mit unbehandelten, infizierten Personen übertragen.

Studien haben jedoch gezeigt, dass Umweltfaktoren wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit die Überlebensfähigkeit des Bakteriums ausserhalb des menschlichen Körpers beeinflussen können. So ergab beispielsweise eine Studie in Äthiopien, dass die Lebensfähigkeit von «Mycobacterium leprae» in der Umwelt stark von thermischen und hydrologischen Bedingungen abhängt.

Da der Klimawandel diese Umweltbedingungen verändert, könnte er die Übertragung von Lepra indirekt beeinflussen. Höhere Temperaturen und eine erhöhte Luftfeuchtigkeit können das Überleben des Bakteriums in der Umwelt verlängern und somit das Infektionsrisiko erhöhen.

Sozioökonomische Auswirkung des Klimas

Neben den direkten Umweltfaktoren hat der Klimawandel auch sozioökonomische Folgen, die die Verbreitung von Lepra begünstigen.

Klimakatastrophen wie Dürren, Überschwemmungen und Zyklone zerstören Lebensgrundlagen und führen zu wachsender Armut, Ernährungsknappheit sowie Mangelernährung. Diese Umstände schwächen das Immunsystem und machen Menschen anfälliger für Infektionen, darunter auch Lepra.

Ein Beispiel ist der indische Distrikt Purulia: Wiederkehrende Dürren haben dort zu einem Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion um 65 Prozent geführt. Dies hat die Mangelernährung und damit auch die Verbreitung von Lepra deutlich erhöht.

Verbreitung auch durch Migration

Der Klimawandel ist auch Ursache für erzwungene Migration. Menschen, die aufgrund extremer klimatischer Bedingungen ihre Heimat verlassen müssen, gelangen häufig in überfüllte städtische Gebiete mit schlechten sanitären Verhältnissen; ideale Bedingungen also für die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Ein eindrucksvolles Beispiel ist die Insel Vellanai in Sri Lanka: Aufgrund des klimabedingten Rückgangs der Fischbestände sahen sich Frauen gezwungen, nach Colombo zu migrieren.

Einige von ihnen infizierten sich in der Stadt mit Lepra und brachten die Krankheit zurück in ihre Heimatgemeinde.

Lepra-Mission macht Unterschied

Angesichts dieser Herausforderungen spielt die Lepra-Mission eine entscheidende Rolle: Sie integriert nachhaltige Entwicklungsansätze in ihre Gesundheitsprogramme. Wir realisieren Projekte, die die Resilienz der von Lepra betroffenen Gemeinschaften gegenüber den Folgen des Klimawandels stärken.

So haben wir in Mosambik über 4000 Landwirte in nachhaltigen Anbaumethoden geschult, um sie auf häufige Dürren vorzubereiten. In Sri Lanka erhielten Familien einheimische Bäume, Saatgut und landwirtschaftliche Schulungen, um ihre Ernten zu diversifizieren und ihre Ernährungssicherheit zu erhöhen.

Darüber hinaus bemüht sich die Lepra-Mission, ihren CO2-Fussabdruck zu verringern, beispielsweise durch die Nutzung erneuerbarer Energien wie die Installation von Solarpanels am Krankenhaus in Naini, Indien.

Ganzheitliche Hilfe

Der Klimawandel wirkt als Risikomultiplikator und verschärft die Bedingungen, die zur Verbreitung von Lepra beitragen. Jüngste Ereignisse in Nepal und Myanmar zeigen, wie er Naturkatastrophen verstärkt und die Verwundbarkeit von an Lepra erkrankten Menschen erhöht. Es ist daher entscheidend, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der die Bereiche Gesundheit, soziale Entwicklung und Umweltschutz miteinander verbindet.

Das Engagement der Lepra-Mission beweist, dass es möglich ist, Lepra zu bekämpfen und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels zu stärken. Wenn wir unsere Kräfte bündeln, können wir eine Zukunft gestalten, in der menschliche Gesundheit und ökologische Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen.