Jetzt kann Dawood seine Familie wieder ernähren
In der brodelnden, indischen Metropole Kolkata findet Dawood das, was verloren schien: Gesundheit, Würde und Lebensfreude. Lepra raubte ihm fast seine Hände – und seine Existenz. Doch unser Lepra-Spital schenkt ihm beides zurück. Lesen Sie hier seine packende Geschichte.
An der Decke klappern die Flügel der Ventilatoren, um die drückende Hitze des Tages zu lindern. Dawood sitzt auf seiner dünnen Matratze auf dem eisernen Bettgestell. Durch die blau getönten, teilweise offenen Fenster dringt der Lärm der Hauptverkehrsachse der gigantischen Millionenmetropole Kolkata mit ihren unbändigen TukTuk-Rudeln in das Krankenzimmer, das sich Dawood mit bis zu fünf anderen Männern teilt. Bereitwillig erzählt er uns seine Geschichte.
Leute trugen seine Kreationen
Dawood war mit Leidenschaft Schneider. Seit seiner Kindheit hielt er die Nadel in der Hand. Für ihn war seine Arbeit weit mehr als nur ein Beruf: Er formte Träume und gestaltete seine Zukunft. Seine Hände waren nicht bloss Werkzeuge, sie sicherten den Lebensunterhalt der Familie und trugen die Hoffnung auf ein besseres Leben.
«Ich entwarf neue Designs für T-Shirts und Damenmode. Ich freute mich, wenn ich auf der Strasse Menschen traf, die meine Kreationen trugen», erzählte er uns, bei unserem Besuch im Lepra-Spital in Kolkata.
Eine ungewisse Odyssee
Doch im Januar 2023 kam der Schock: Seine Hände begannen zu schmerzen, wurden taub, die Finger verformten sich. Die Ärzte waren ratlos, eine ungewisse Odyssee begann. Dawood reiste 1500 Kilometer nach Delhi, ohne die richtige Behandlung zu finden. Die Angst, seine Familie nicht mehr ernähren zu können, wurde übermächtig.
Schliesslich fand er neue Hoffnung: «Im Internet fand ich das Spital der Lepra-Mission.» Nach einer weiteren Reise von 450 Kilometern erhielt er endlich die richtige Diagnose: Lepra. Nun erhielt er die nötige Behandlung. Medikamente und Physiotherapie halfen, seine Hände und Füsse zu stabilisieren.
Er litt unter multiplen Deformationen an Augen, Händen und Füssen sowie unter starken Schmerzen.
Auf dem Weg zurück
Seit diesem Treffen ist einige Zeit vergangen. Inzwischen geht es ihm viel besser. Kürzlich wurde eine rekonstruktive Operation an seiner linken Hand durchgeführt. Sie ist jetzt sowohl kosmetisch als auch funktionell viel besser.
Aufgrund einer Leprareaktion hat er ausserdem eine dreimonatige Steroidtherapie erhalten und seine Multi-Drug-Therapie (MDT) abgeschlossen.
Nach der Behandlung zeigt er eine deutliche allgemeine Verbesserung. Als wir ihn persönlich im Leprakrankenhaus in Kolkata trafen, litt er an einer beidseitigen Fussheberschwäche und einer Schwäche der Augenmuskulatur. Doch nach der Behandlung haben sich sowohl seine Füsse als auch seine Augen erholt und fast ihre normale Kraft zurückgewonnen. Heute ist er sehr glücklich und zufrieden.
Spital veränderte sein Leben
Nach der Operation seiner linken Hand hat er seine Arbeit als Schneider wieder aufgenommen. Auch seine Frau unterstützt ihn bei seiner Arbeit. Das ist für ihn besonders erfreulich, da er nun wieder seinen Lebensunterhalt verdienen und für seine Familie sorgen kann. Sein Sohn ist jetzt etwas über drei Jahre alt.
Dawood erzählt, dass das Lepra-Spital sein Leben sehr verändert hat und er nun viel motivierter in die Zukunft blickt. In der christlichen Umgebung fühlte er sich als Muslim sehr wohl.
Auch Jesus berührte Lepra-Betroffene
Er kommt aus einer muslimischen Region. Im christlichen Spital fühlte er sich sehr gut aufgenommen und behandelt. In anderen Krankenhäusern hätte man ihn nicht angerührt, erzählte er uns bei unserem eingangs erwähnten Besuches. «Hier gibt es dieses Stigma nicht.» Auch Jesus hat damals Leprakranke berührt. Hier im Lepra-Krankenhaus hört er in der Morgenandacht davon.