Wellesley Bailey Award: Wo andere aufgeben, fangen sie an
Der Wellesley Bailey Award ehrt Menschen, die sich trotz Stigmatisierung, sozialer Ausgrenzung und körperlicher Einschränkungen durch Lepra mit grossem Engagement für ihre Mitmenschen einsetzen. Die fünf aktuellen Preisträger kommen aus vier verschiedenen Ländern.
Einen Preis für sein Lebenswerk erhielt:
Dr. Dundi Vijayakumar, Indien
Seit 1974 widmet der Arzt Dundi Vijayakumar sein Leben den Leprakranken. Er hat nicht nur über 25’000 rekonstruktive Operationen mit Bravour durchgeführt, sondern auch eine zentrale Rolle bei der Ausbildung zahlreicher spezialisierter Chirurgen gespielt. Durch sein Fachwissen, seinen unermüdlichen Einsatz und seine tiefe Menschlichkeit hat er Tausenden von Patientinnen und Patienten Mobilität, Selbstständigkeit und Würde zurückgegeben. Sein Engagement geht weit über den Operationssaal hinaus: Er ist Mentor, Vorbild und eine zentrale Figur im Kampf gegen die körperlichen Folgen von Lepra in Indien.
Die Gewinner des Wellesley Bailey Preises:
Maya Ranavare, Indien
Maya Ranavare, geboren in einer Leprakolonie in Indien und selbst an Lepra erkrankt, wuchs in einem stark stigmatisierten und unsicheren Umfeld auf. Trotz fehlender Schulbildung und Diskriminierung bewahrte sie sich eine grosse innere Stärke.
Als Erwachsene hatte sie eine entscheidende Begegnung mit zwei Sozialarbeitern, die ihr die Inspiration und die Werkzeuge gaben, um eine Akteurin des Wandels zu werden. Sie setzte sich für die Rechte der Leprakranken ein und kämpfte für ihre soziale Integration und die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen.
Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen hat sie Tausenden von Menschen Zugang zu finanzieller Unterstützung, Bildung, Gesundheitsversorgung und grundlegenden Rechten verschafft. Sie übernimmt wichtige Führungsrollen und führt Sensibilisierungskampagnen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene durch.
Md. Kamal Uddin, Bangladesch
Md. Kamal Uddin, bei dem 1969 Lepra diagnostiziert wurde, konnte wegen des Krieges in Bangladesch erst spät behandelt werden, was zu schweren körperlichen Schäden führte. Sein Leben lang wurde er stark diskriminiert: Schulverweis, Arbeitslosigkeit, Ablehnung bei der Jobsuche und Schliessung seines Geschäfts wegen seiner Krankheit.
Kamal hat trotz all dieser Widrigkeiten ein bemerkenswertes Durchhaltevermögen bewiesen. Im Jahr 2008 schloss er sich einer von der Lepra-Mission unterstützten Selbsthilfegruppe an und entwickelte Führungsqualitäten. Bald wurde er Vorsitzender mehrerer Organisationen, die Tausende von Leprapatienten vertreten.
2018 gründete er die «ALO Society», eine nationale Organisation mit 1’700 Selbsthilfegruppen und 20’000 Mitgliedern in 29 Distrikten. Unter seiner Leitung wurden grosse Gesundheits-, Bildungs- und Aufklärungsprojekte durchgeführt, die Tausende von Menschen im ganzen Land erreichten.
Sandra Dongo Botolo, DR Kongo
Sandra bemerkte die ersten Anzeichen von Lepra, als sie 9 Jahre alt war, aber die richtige Diagnose wurde erst 20 Jahre später gestellt, als sie bereits an schweren Behinderungen litt. Sie wurde zweimal von ihrer Familie verstossen, musste die Schule abbrechen und sie wurde stigmatisiert, was ihr eine sehr schwierige Kindheit bescherte.
Dank der «Organisation des Personnes Affectées par la Lèpre au Congo» (OPALCO), einer kongolesischen Organisation für Leprabetroffene, begann sich ihr Leben 2019 zu ändern. Durch ihr Engagement gewann Sandra ihr Selbstvertrauen zurück und wurde eine der ersten, die öffentlich über ihren Weg im Kongo berichtete und andere dazu inspirierte, es ihr gleichzutun.
Seit 2021 ist sie Koordinatorin von OPALCO und hat dazu beigetragen, die Organisation auf nationaler Ebene zu erweitern. Ihre Führungsqualitäten haben dazu beigetragen, das Bewusstsein für Lepra zu schärfen, die Vernetzung mit anderen Organisationen zu stärken und den Betroffenen auf internationalen Konferenzen Gehör zu verschaffen.
U Soe Win, Myanmar
Das Leben von U Soe Win aus Myanmar wurde 1983 auf den Kopf gestellt, als bei ihm im Alter von 30 Jahren Lepra diagnostiziert wurde. Der damals erfolgreiche Bauer sah sich mit einer starken sozialen Stigmatisierung, grossen wirtschaftlichen Verlusten und tiefer psychischer Not konfrontiert, so dass er dreimal versuchte, sich das Leben zu nehmen. Mit der Unterstützung seiner Familie gelang es ihm, durchzuhalten.
Im Jahr 1994 erhielt er die Multy-Drug-Therapy (MDT), aber die soziale Ausgrenzung blieb. Die Situation verbesserte sich, als er wieder anfing, sein Gemüse auf dem Markt zu verkaufen. Im Jahr 2011 nahm er an einer Aufklärungsveranstaltung der Lepra-Mission Myanmar in seinem Dorf teil. Daraufhin gründete er eine Selbsthilfegruppe und wurde deren engagierter Leiter.
Sein Engagement führte ihn zu nationalen und internationalen Foren wie den Vereinten Nationen in Genf und Leprakongressen in Asien. Er war Mitbegründer und er ist heute Präsident von MAPAL, einer nationalen Vereinigung von Leprabetroffenen, die in Myanmar eine zentrale Rolle bei der Bewusstseinsbildung, der Lobbyarbeit und der Unterstützung der Gemeinschaft spielt.
Diese bewegenden Geschichten sind dank Ihrer Unterstützung Realität geworden. Ihre Spenden ermöglichen es der Lepra-Mission, Betroffene zu begleiten, Ausgrenzung zu überwinden und Wege in ein neues Leben zu eröffnen.
Die Preisverleihung fand im November 2024 in Neu-Delhi, Indien, statt. Der Preis erinnert auch an Wellesley Bailey, den visionären Gründer der Lepra-Mission, dessen Vermächtnis durch den Mut, die Hoffnung und die Veränderungskraft dieser Preisträger weiterlebt